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Satt und zufrieden: Food Tour done right

Heute war der für Chicago vorgebuchte und metikulös getimte Programmpunkt an der Reihe: die Foodtour durch die Stadtteile Bucktown und Wicker Park.  Wir sind daher morgens gleich mit der U-Bahn ein paar Stationen gefahren, um zum Startpunkt der Tour in Wicker Park zu kommen. Beim Aussteigen war klar: das hier ist das Äquivalent zu Prenzlauer Berg/Friedrichshain, und das mit etwa dem gleichen Level an Gentrifizierung. Vorurteilsfrei wie wir sind macht es das ja nicht weniger interessant, nur sicherer und teurer. Beim Treffpunkt und erstem Essensstop angekommen haben wir dann auch die vier anderen Teilnehmer getroffen, es war also insgesamt wieder eine kleine Gruppe. Das zog sich so ja wie ihr wisst durch den Urlaub, und dazu kann man nur sagen: so muss das sein! Passenderweise kam ein anderes Pärchen aus Ontario, Kanada und zwei weitere Männer aus Florida. So schließt sich in Chicago der Urlaubskreis :-) Und da die Amerikaner so schön geübt im unverbindlichen Small Talk sind, konnten wir uns während der Tour auch alle nett unterhalten. Als Small Talk-ungeübter Kontinentaleuropäer muss man einfach nur die gestellten Fragen umdrehen und schon ist man im schönsten blabla.

Aber das Highlight waren natürlich die 6 Food Stops, die vor uns lagen und die zwischen den Erklärungen unseres heutigen Stadtbilderklärers Kent auf dem Weg lagen. Der Hotdog von George’s Hot Dogs (echt polnisch und ohne Ketchup) war ein leckerer Auftakt, gefolgt vom Tour-Highlight: dem iced hot chocolate mit homemade Marshmallow. Danach waren wir eigentlich schon pappsatt, aber weiter gings mit einem kleinen  Farro Salat bei Goddees & Grocer. Ebenfalls sehr lecker und in netter Atmosphäre. Danach gings ab über die Grenze von Bucktown nach Wicker Park, wo Pizza und Bier im piece (übrigens co-owned vom Gitarristen von Cheap Trick) auf dem Plan standen. Glücklicherweise nur jeweils ein kleines Stück plus Probierglas und nicht Deep Dish Pizza! Dazu stellte unser Kent auch klar, dass Chicagoer nur dann Deep Dish essen, wenn sie Besuch bekommen und diese quengelig nach dem angeblichen signature dish verlangen. Die Tour war sich einig: Deep Dish ist unnötig, da eigentlich nur Käse und keine Pizza.`Nuff said!

Beim folgenden Spaziergang durch Wicker Park gab es dann auch noch die tollen Häuser im zwar überkandidelten ‚Swiss Chalet meets Victorian‘-Stil zu bewundern. Die Bewohner, die mutig genug waren, vor 30 Jahren in dem damals gefährlichsten Stadtteil Chicagos ein Haus zu kaufen (ohne Kredit, die gabs für die Gegend nicht von der Bank), und darin bis heute zu wohnen,  haben jetzt Häuser im Wert von 1.5 bis ca. 8 Millionen Dollar. Die Ausdauer hat sich also gelohnt. Wenn man jetzt also denkt, nur kaufen und warten wäre genug: leider nein. Man muss dann auch entsprechend aktiv in seiner Community engagiert sein. Nix für Heuschrecken also (die kommen später).

Abschließend gab es noch eine Falafel (halbe Portion zum Glück) und ein Eis, das mit Hilfe von flüssigem Stickstoff hergestellt wird. Ebenfalls two thumbs up! Wobei Falafel für den Berliner nix besonderes, für den gemeinen Amerikaner dafür unglaublich exotisch ist. Laut Tourguide Kent hatte er mal eine Gruppe aus 16… naja, US-Amerikanern aus dem Heartland halt, die ihre 16 Falafel liegengelassen haben.

Danach haben wir uns pappsatt und zufrieden von Kent verabschiedet (smooth das Trinkgeld via Handschlag übergeben, wie man das hier so macht) und sind noch ein wenig alleine durch die Straßen getigert. Noch einmal im Microbrewery-Heaven der US of A das ‚Taster’s Sixpack‘ probiert, um dann Richtung Loop/Downtown zu fahren und den letzten touristischen Punkt abzuhaken: Die Aussichtsplattform auf dem John Hancock Tower. Kleine Enttäuschung: so richtig offen und freie Sicht ohne Glas gibt es hier im Vergleich zu New York nicht, die Aussicht kann man nur durch Panoramafenster genießen. Dafür konnten wir beobachten, wie sich immer mehr Spielzeugautos auf der Straße stauten und dann unzählige Polizeieskorten bewundern, die  auf menschenleeren Straßen entlangfuhren. Wer die Stadt so lahmlegt, muss wichtig sein, dachten wir uns. Richtig, Obama ist ebenfalls hier, er muss aber im Gegensatz zu uns ganz schön ackern, wie man an seinem offiziellen Zeitplan (netterweise tagesgenau veröffentlicht) sehen kann.